Der vorliegende Becher gehört auf Grund seiner besonderen Form zu den sogenannten „Römern“ und ist ein Weinbecher.
Fuß und Schaft des Silberbechers sind zu einem verschmolzen. Der runde, schmale Fuß ist noch durch eine leichte Profilierung zu erkennen, daraus erhebt sich aber direkt der zylindrische gepunzte Schaft. Dieser ist mit zweireihigen glatten runden Nuppen verziert. Zwischen den kleinen Kreisen ist versetzt eine Reihe mit glatten Rauten angebracht.
Aus dem Schaft, verbunden mit einem kleinen Wulst, erhebt sich die neuneckige, leicht konische Kuppa. Die Wandung der Kuppa ist ohne Dekor. Die Originalvergoldung ist durch die natürlichen Gebrauchspuren zum Teil abgerieben.
Das Beschau- und Meisterzeichen und ein Tremulierstrich sind auf der Unterseite des Fußes angebracht.
Die Form des Römers ist von einer mittelalterlichen Glasform abgeleitet. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts werden diese in der Literatur genannt. Im 17. Jahrhundert erhielt der Römer die für ihn typische Form: gesponnener konischer Fuß, zylindrisches nuppenbesetztes Mittelteil (Schaft) sowie eine große gerundete Kuppa. Benutzt wurde das Trinkgefäß vorwiegend in Mittel- und Nordeuropa. In holländischen Stillleben aus dem 17. Jahrhundert sind häufig Römer aus Glas zu sehen. Es ist zudem bekannt, dass im 17. Jahrhundert sehr viele Römer aus Glas in dieser Zeit, vor allem in Holland, Böhmen und England, hergestellt wurden. Aus Metall wurden sie erst Ende des 17. bzw. im 18. Jahrhundert angefertigt.
Hanns Reiff war ein Nürnberger Goldschmied, der 1609 den Meistergrad erlangte, aber erst 1611 sein Meistergeld bezahlte sowie seinen Goldschmiedeeid ablegte und erstmals heiratete. Seine Werke sind im Kreml in Moskau, im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, im Victoria & Albert Museum in London, in der Eremitage in St. Petersburg, im Mainfränkischen Museum in Würzburg u. a. erhalten geblieben. 1633 starb er.
Theuerkauff-Liederwald, A.-El., ‚Der Römer: Studien zu einer Glasform, I – II’, In: Journal of Glass Studies, Bd. X, 1968, S. 114-155 & Bd. XI, 1969, S. 43-69.
Karin Tebbe: Nürnberger Goldschmiedekunst 1541 – 1868. Teil 1: Textband. 2 Bände. Bd. 1. Nürnberg 2007, S. 330-332 Nr. 697
Marc Rosenberg: Der Goldschmiede Merkzeichen. 1928, Nr. 4133 und 4134