Vier dreipassige Schalen aus dem Service der Herzöge von Württemberg-Oels in Schlesien

Objektnummer : 441

Breslau, 1761 – 1771,

Meister: Carl Gottfried Haase

Marken (Hintze Breslau, Bz. Nr. 12, Jahresbuchstabe G, Mz. Nr. 164, Preußischer Kriegssteuerstempel 1809/1812),

Meister 1756, stirbt 1796.

33 x 37 cm. Gewicht: zus. 4300 g.

Gravierte Wappenkartusche mit Monogramm Carl Christian Erdmann Herzog zu Württemberg-Oels

Bilder

Detaillierte Informationen

Dreipassige Schalen mit geschweiftem profiliertem Rand.

Gravierte Wappenkartusche mit Monogramm Carl Christian Erdmann Herzog zu Württemberg-Oels

FÜRSTLICH DINIEREN

Am Anfang stand der Traum: Carl Christian Erdmann Herzog von Württemberg Oels schlief – ermüdet von der Jagd – im Wald ein. Der begeisterte Jäger träumte, dass er genau dort, wo er sich zum Nickerchen niedergelassen hatte, eine Stadt gründen wird. Ein Denkmal, der so genannte Erdmannsstern, erinnerte an diese Begebenheit. Ab 1763 entstand dann die planmäßig angelegte Residenzstadt Carlsruhe; ein ansehnliches Jagdschloss hatte sich Herzog Carl Christian Erdmann bereits 1749 errichten lassen. Versteht sich, dass alle, die im Rahmen von Jagdausflügen oder anderen An – lässen in der Residenz zu Gast waren, standesgemäß verköstigt werden mussten. Eine festliche Tafel war im 18. Jahrhundert zentrales Element barocker Repräsentation. Jeder Herrscher, der auf sich hielt, war bestrebt, seine Gäste mit feinstem Silbergeschirr zu beeindrucken. Herzog Carl Christian Erdmann ließ sein Tafelsilber in Breslau fertigen. Das war naheliegend, denn Breslau – wo der Herzog als Statthalter waltete – war seit dem späten 16. Jahrhundert Zentrum der Silberschmiedekunst in Schlesien und zählte in Sachen Silberfertigung neben Augsburg und Nürnberg zu den Hot Spots in Deutschland. Ein glänzendes Zeugnis der erlesenen Tischkultur in Schloss Carlsruhe geben 88 Teller, 8 Schalen und 24 Platten mit Wappen und Monogramm des Auftraggebers, die von verschiedenen Breslauer Goldschmieden ab den 1740er Jahren hergestellt wurden. Da alle erhaltenen Speiseteller eine Inventarnummer tragen (die höchste endet bei 162), lässt sich erahnen, wie umfangreich das Service ursprünglich gewesen sein muss. Aber für die damals übliche Speisenfolge – dem sogenannten „Service à la Française“ – benötigte man ja auch eine Vielzahl von Serviceteilen: Nach jedem Gang, bei dem verschiedene Speisen gleichzeitig angeboten wurden, musste die Tafel abgeräumt und für den nächsten Gang neu eingedeckt werden. Je nach Anlass rechnete man mit zwei bis vier Tellern pro Gedeck, so dass auf Schloss Carlsruhe wohl für mindestens 30 Personen ausreichend eingedeckt werden konnte.

WÜRTTEMBERG IN SCHLESIEN

Dass Angehörige des protestantischen Hauses Württemberg in Schlesien zu Territorialfürsten geworden sind, war das Ergebnis politischer Ränkespiele am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Da die Schlösser der erst seit 1617 bestehenden Nebenlinie Württemberg-Weiltingen von feindlichen Truppen entweder zerstört oder beschlagnahmt worden waren, wurden mehrere Prinzen und Prinzessinnen zur Erziehung an den Hof Herzog Ernsts des Frommen nach Gotha in Thüringen geschickt. Unter ihnen war der 1622 geborene Silvius Nimrod, der schließlich zum Stammvater der Ersten Schlesischen Linie der Württemberger werden sollte. Da dem Kaiser viel daran lag, dem Katholizismus in Schlesien noch mehr Raum zu geben, musste damit gerechnet werden, dass Ferdinand III. beim Tod des letzten protestantischen Herzogs von Oels das evangelische Fürstentum einziehen und an einen katholischen Parteigänger neu vergeben würde. Um diese Gefahr zu minimieren, wurde für die einzige Tochter Karl Friedrichs von Münsterberg-Oels (1593 – 1647), Elisabeth Marie (1625 – 1686), ein evangelischer Bräutigam gesucht. Damit sollte gewährleistet werden, dass das seit 1538 protestantische Fürstentum Oels der Reformation erhalten bleibt.

Herzog Carl Christian Erdmann von Württemberg-Oels (1716 – 1792) ließ das erste Schloss Carlsruhe 1750 errichten, bereits ein Jahr danach brannte es ab und wurde durch einen neuen Bau ersetzt. 1798 ging auch dieses Anwesen in Flammen auf, um abermals durch ein neues Schloss ersetzt zu werden. Das Schloss und die Kavaliershäuser sind beim Einmarsch russischer Truppen 1945 in Flammen aufgegangen und die Ruinen später abgetragen worden. Die Parkanlagen waren jahrzehntelang dem Verfall und der Verwilderung preisgegeben.