Objektnummer: #267
Dresden, um 1700
Johann Michael Winkelmann/Johann Michael Wecker
Beschauzeichen: 12-lötige Dresdner Marke (Rosenberg, Nr. 1674)
Meisterzeichen: „IWM“ in ovalem Schild für Johann Michael Winkelmann, bzw. Johann Michael Wecker (Rosenberg, Nr. 1773)
Gravur am Boden: „Franz Joachim Harmsen 1784“
Höhe: 15 cm (5,9 in.); Gewicht: 265 g.
Der vorliegende Becher steht auf drei gegossenen Kugelfüßchen, die zur Hälfte kanneliert sind. Der bauchige Korpus ist teilweise verziert, teilweise glatt belassen. Die untere Hälfte des Bechers ist mit getriebenen, nach linksgerichteten, gedrehten Zügen gestaltet. Dazwischen befinden sich tiefere Felder, die mit kleinen, gravierten Ringen verziert sind. Der obere Teil ist glatt belassen und der profilierte Lippenrand ist mit einem vergoldeten Ring versehen. Der Deckel ist leicht gewölbt und wiederholt den Dekor des Korpus. Eine Kugel – halb-kanneliert, halb-glatt – dient als schöne Bekrönung. Der Becher ist innen vergoldet und trägt außen Reste der originalen Vergoldung. Die Kugelfüße entsprechen einem dekorativen Motiv des Barock.
Die Marken sind am Boden ligiert. Dort befindet sich eine spätere, alte, punzierte Gravur, höchstwahrscheinlich der Name des Besitzers und Jahreszahl: „Franz Joachim Harmsen 1784“. Franz Joachim Harmsen war ein deutsch-baltischer Kaufmann in Kurland (heute Lettland). Er wurde 1762 geboren und seit 1788 in Libau (heutiger Name Liepāja) Kaufmannsbürger und seit 1790 Stadtältester der Großen Gilde zu Libau. 1803 ist er nach Riga verzogen und dort 1819 gestorben.
Libau war eine See- und Handelsstadt, wo allein der Kaufmannsstand ratsfähig war. Die Besitzergravur auf dem Becher dient also als ein interessantes, materiales Zeugnis für die Aktivität der Kaufmannsleute in der Hafenstadt Libau aber auch für die repräsentative Funktion von Objekten aus Silber.
Die Marke „IWM“ gehört dem Meister Johann Michael Winkelmann oder Johann Michael Wecker. Johann Michael Winkelmann wurde 1690 Meister und ist von 1712 bis 1724 erwähnt. Johann Michael Wecker wurde 1716 Meister und ist bis 1743, bzw. 1749 erwähnt. In Rosenberg werden verschiedene Gefäße kirchlicher und profaner Natur genannt.
Rosenberg, Marc, Der Goldschmiede Merkzeichen (Band 2): Deutschland D – M, Frankfurt a.M.: Frankfurter Verl.-Anst., 1923
Holzhausen, Walter, Goldschmiedekunst in Dresden: Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke, Tübingen: Verlag Ernst Wasmuth, 1966
Zu Franz Joachim Harmsen: http://genealogie.libau-kurland-baltikum.de/Harmsen-1/harmsen-1.html (letzter Aufruf 20.4.2017)