Objektnummer: #206
Augsburg, 1669/71
Jonas Laminit
Beschauzeichen: Pyr für Augsburg, Periode 1669/71 (Seling 2007, Nr. 0700)
Meisterzeichen: Monogramm „IL“ in geschweiftem Schild für Jonas Laminit (Seling 2007, Nr. 1560)
Maße: Höhe: 16 cm (6,29 in.); Gewicht: ca. 250 g
Der vorliegende Becher stellt einen besonderen Typus der Barockornamentik dar und damit ein wunderschönes Beispiel der Trinksitten in Süddeutschland während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der leicht nach unten verjüngte Korpus steht auf drei Kugelfüßchen und hat einen profilierten Rand. Der Deckel ist ebenfalls profiliert und hat einen Kugel als Knauf, umfasst von Blattspangen. Prachtvoller und beeindruckender Dekor des Bechers und des Deckels ist der sog. Diamantmuster oder Diamantdekor.
Objekte mit Diamantdekor in der Goldschmiedekunst greifen ihre Inspiration auf die Architektur zurück. In der Renaissance wurde beispielsweise in Italien eine Art von Quadern in der Rustizierung, der Diamantquader, verwendet. Die Oberfläche der Quader ist bei einer quadratischen Ansichtsfläche wie ein halbiertes Oktaeder gebildet. Bei rechteckiger Form entsteht in der Mitte eine Kante, die flach oder stark heraustritt. Der Name kommt aus der Ähnlichkeit mit geschliffenen Diamanten, die in vierflächiger Pyramidenform geschliffen werden.
Jonas Laminit, evangelisch, war Sohn des Goldschmiedes Hans Valentin. Er wurde um 1650 Meister und heiratete Sophia Drentwett im gleichen Jahr. Jonas Laminit ist 1690 gestorben.
Viele seiner Arbeiten sind in europäischen und internationalen Museen, wie z.B. im Germanischen Nationalmuseum, im Schatzkammer der Residenz in München und im Kremlmuseum.
Jürgen Christern, ‘Diamantquader’, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. III (1954), S. 1424-1429.
Seling, Helmut, Die Augsburger Gold- und Silberschmiede 1529-1868, Bd. I-III, München: Beck Verlag, 1980-2007.