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Objektnummer #
Hannover ca 1790
Meister: Joh. Eckhardt, siehe Scheffler Niedersachsen Nr. 1468
19 bzw 20 cm hoch
PROVENIENZ:
Galerie Helga Matzke, Grunwald, 2002.
Europäische Privatsammlung, verkauft,
Sotheby’s, Paris, 3. Mai 2016, Lot 133.
Schmale Balusterform mit perlenbesetztem oberen Rand und flachem geriffeltem Ausguss, der aufklappbare gewölbte Deckel mit Knospenabschluss, der geschwärzte Bügelgriff endet in Akanthus, auf einer Seite eingraviert mit dem Monogramm von Georg III. unter einer Krone, auf der Unterseite markiert.
Das Silber der Wettiner
Das Haus der Wettiner besaß immer erhebliche Schätze aus Silber. Das Rohsilber wurde zum erheblichen Teil im nahegelegenen Harz gewonnen. In Juli 1768 genehmigte George III. das Einschmelzen von circa 126 Kilo Tafelsilber. Die Teile, die für diese große Aktion ausgewählt wurden, entsprachen nicht mehr dem Stil der Zeit. Rund ein Drittel der Sammlung wurde eingeschmolzen. Ursprünglich sollte der Erlös für soziale Zwecke eingesetzt werden. Man hatte daher zunächst nicht die Absicht, ein neues, modisches Service in Auftrag zu geben.
Dennoch wurde 1770 der Plan geboren, ein neues Silberservice in Auftrag zu geben, welches der modischen Stilrichtung des 18. Jahrhunderts entsprechen sollte. Allumfassend kann man davon ausgehen, dass das Service für 60 bis 72 Personen bestimmt war und in 15-lötigem Silber hergestellt wurde (d.h. 937,5/1000 Silber, was das englische Standard von 925/1000 Silber entsprach).
Franz Peter Bunsen, Hofgoldschmid, hatte den Auftrag des Monarchen zur Herstellung dieses Services erhalten. Gerechnet wurden circa vier Jahre für seine Herstellung. Aus den relevanten, noch erhaltenen Archivalien ergibt sich, dass George III. – der Hannover nie besucht hatte – bei allen Phasen der Herstellung des Services eingebunden war. Sehr wichtig für ihn war, ein „service à la française” produzieren zu lassen, da Diners dieser Art den Repräsentationsansprüchen entsprachen.
Aus diesem Grund wurde neu entschieden, den Auftrag hauptsächlich einem französischen Goldschmied zu erteilen. Robert Joseph Auguste (1723-c. 1805) hat daher einen großen Teil des Services hergestellt. Allerdings hat Franz Peter Bunsen auch an diesem Service gearbeitet, um notwendige Ergänzungen zu fertigen. Das ganze Service wurde 1790 fertig, gleichwohl wurden auch in den nächsten Jahren immer wieder Ergänzungen angefertigt.
Das sogenannte „A“ Service wurde 1841 nach dem Tod des George III. mit seinem Monogramm versehen. Diese Entscheidung traf dessen Sohn, Ernst August I. (1771-1851), seit 1837 König von Hannover und Herzog von Braunschweig-Lüneburg, der in Hannover lebte. Johann Carl Matthias hat 2.226 Teile dieses Services mit dem Monogramm von George III. geschmückt.
Nach dem Beitritt des Hauses Hannover 1714 neigten britische Monarchen eher dazu, ihre königlichen Monogramme als persönliches Symbol zu benutzen. Dies stellte einen Unterschied zu früheren Zeiten dar; bis dahin wurden hauptsächlich Wappen benutzt. Monogramme wurden dann mit der Krone versehen.
Meister: Johann Georg Eckhardt, Geboren 1736, Meister: 1767, Seit 1803 Amtsvorsteher, gestorben 1814
Lit:
Seelig, Lorenz, ‘Das Silberservice König Georgs III. Von Robert-Joseph Auguste und Frantz Peter Bundsen.
Zur Goldschmiedekunst des frühen Klassizismus in Paris, London und Hannover’,
In: Münchner Jahrbuch der Bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. LVIII, München: Staatliche Kunstsammlungen & Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 2007, S. 141-207.
Scheffler, Scheffler, W., 1965, Goldschmiede Niedersachsens: Daten – Werke – Zeichen, 2. Halbband, Aerzen-Hamburg, Berlin: De Gruyter.
Waldemar R. Röhrbein: Bunsen, Peter Franz. In: Hannoversches Biographisches Lexikon. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2002, S. 79.