Objektnummer: #501
Paris 1819/38
Jean Baptiste Claude Odiot
Feingehaltstempel: Kopf eines bärtigen Mannes mit der Nummer „1“ rechts und in einem achteckigen Schild für die Periode 1819-38 (s. Rosenberg Bd. IV., Nr. 6578).
Garantiestempel: im runden der Kopf eines römischen Kaisers, für große Arbeiten in der Periode 1819-38 (s. Rosenberg Bd. IV., Nr. 6592)
Meistermarke: in einem rautenförmigen Schild „JBCO“ für Jean-Baptiste-Claude Odiot (s. Rosenberg Bd IV., Nr. 6768)
Kleinere Kanne: Höhe: 28 cm; Gewicht: 745 g.
Größere Kanne: Höhe: 33 cm; Gewicht 1280 g.
Prov: Schweizer Privatsammlung/Familiensammlung der Markgrafen von Baden
Die zwei Empire Silber vergoldete Kaffeekannen haben einen sehr ähnlichen Dekor: Einen vasenförmigen Körper, der von einem hohen, runden, glockenförmigen Fuß getragen wird. Dieser ist am Rand mit Zungenfries und auf dem oberen Teil mit einem Fries mit sehr eleganten, gedrehten Zügen dekoriert. Die glatte Wandung schmückt nur im oberen Teil ein Band aus Lorbeerblatt, der sich oben an den Hals der Kanne wiederholt. Den flachen Scharnierdeckel krönt ein Knospenknauf in Form eines plastisch gearbeiteten Schwans. Die Wandung ist weiterhin mit reliefierter Darstellung einer Frau mit langer Stola bekleidet, hochgezogenen Haaren und in den Händen zwei Vögel haltend schön dekoriert. Ein ebonisierter, ohrenförmiger Henkel steckt in blatt- und Palmettenverzierten Tüllenstegen. Seitlich, eine elegant geschwungene Tülle mit Pantherkopfausguss, der mit Akanthusblättern dekoriert ist.
Die zweite, kleinere Kanne unterscheidet sich von der ersten vor allem in das Format – etwas kleiner – und das Dekor der Wandung. Diese Kanne wird auf der glatten Wandung von einem Löwen reitenden, reliefierten Amor, der Lyra spielt, gegenständig ein kindlicher Bacchus auf einem Panther geschmückt.
Dieses Motiv erscheint in mehreren, früheren Entwürfen aus der Werkstatt des Meisters. Das musée des arts décoratifs in Paris hat 2009 eine wichtige Sammlung von den Entwürfen aus der Odiot Werkstatt erworben, die auch online verfügbar ist. Ein Entwurf ca. aus dem Jahr 1815 im musée des arts décoratifs (inv. 2009.174.19) zeigt den exakt gleichen Putto als Hauptdekor einer Teekanne. Wobei solche Motive erscheinen in Entwürfen dem Auguste Garneray (1785-1824) zugeschrieben (vgl. Entwurf einer Schale im musée des arts décoratifs, inv. 2009.174.46, ca. 1810-15). Für ein weiteres Vergleichsbeispiel aus der gleichen Periode, vgl. eine Teekanne in The Metropolitan Museum of Art. Für einen Entwurf aus der Odiot-Werkstatt, der eine ähnliche Kannenform sowie Ausgussendung zeigt vgl. musée des arts décoratifs, inv. 2009.174.27.
Die kleinere Kanne ist mit einem kunstvollen, aufgesetzten, badischen Wappen versehen. Sie war lange in einer privaten, schweizerischen Sammlung und stammt aus der Familiensammlungen der Markgrafen von Baden.
Jean-Baptiste-Claude Odiot wurde 1763 geboren, Meister um 1785. Kurz nach 1823 zieht er sich vom Geschäft zurück und schenkt die große Serie seiner Bronzemodelle dem Staat Jetzt im Musée des Arts décoratifs, Paris). 1827 tritt er das Geschäft seinem Sohn Charles definitiv ab. Er stirbt 1850.
Odiot war für Napoleon I. tätig sowie für die russischen und österreichischen Höfe und auch für prominente, englische Militärs. Zusammen mit Martin-Guillaume Biennais fertigte er das
große Tafelservice für König Max I. Joseph von Bayern an (jetzt in der Münchner Residenz). Im Übrigen waren J.B. C. Odiot und Biennais waren die bevorzugten Goldschmiedemeister Napoleons I. und der kaiserlichen Familie. Für ein spektakuläres Portrait des Meisters von Robert Jacques François Lefèvre, 1822 gefertigt, s. in den Sammlungen des Detroit Institute of Arts.