Der Pokal entwickelt sich seit dem 16. Jahrhundert als Trinkgefäßtypus direkt aus dem kirchlichen Kelch oder Ziborium. Der vorliegende Pokal aus Silber stellt ein sehr interessantes, frühes Trinkgefäß dar, in einem sehr guten Erhaltungszustand. Er hat eine schöne, leicht konische Form und ist sehr fein dekoriert. Der Fuß ist leicht gewölbt, profiliert und nach oben in einer Glockenform gehalten. Er ist sehr fein mit punzierten und glatt belassenen Feldern versehen. Der Schaft hebt sich mittig sehr graziös ab; er hat eine viereckige Form und ist oben mit kleinen Buckeln sehr fein geschmückt. Die konische Kuppa steht auf dem Schaft und ist besonders schön dekoriert: die untere Hälfte mit feiner Godronierung und oben wie eine Spitze gepunzt. In der Mitte befindet sich eine Reihe von leichten Buckeln und der obere Teil der Kuppa ist mit feinen Punzen, dem sog. Schlagenhautdekor, bearbeitet. Drei Ringe trennen den Korpus vom Rand des Pokals. Der Pokal ist innen und außen vergoldet.
Alkoholtrinken in der Öffentlichkeit wurde seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr negativ beurteilt. Ganz im Gegenteil war das exzessive Trinken eine Großtat. Der Adel zeigte sogar seine Kräfte im Trunk. Frauen waren außerdem beim Trinken nicht zurückgeblieben. Im 17. Jahrhundert kam es also häufig vor, feste Trinkgewohnheiten beim Tisch bei der gehobenen Gesellschaft zu schaffen.
Die zentrale Rolle des Alkohols (hauptsächlich Wein und Bier) lässt sich auch durch die Vielfältigkeit der Trinkgefäße verstehen. Der Pokal findet im 16. und 17. Jahrhundert eine Vielzahl von Formen. Die höhe Form des Pokals stellten auf jeden Fall ein besonderes Merkmal bzw. ein Statussymbol für den Trinkenden dar.
Für ähnliche Pokale (genannt auch Spitzenpokale) aus dem Süddeutschen Raum sehe die Sammlungen des Schweizerischen Nationalmuseums.
Theodor Riederer wurde um 1611 Meister. Er ist 1651 gestorben.