Die Reite dieses preußischen Kammerherrenschlüssels, Silber vergoldet, hat die Form eines ovalen Medaillons mit den Initialien „FWR“ (Friedrich Wilhelm Rex wohl für Friedrich Wilhelm III.) im Lorbeerkranz. Darüber eine große Krone, die mit einem Kreuz abschließt. Das Medaillon ist von zwei wilden Männern flankiert. Beide stehen auf Rollwerk mit Muschel und schauen in unterschiedliche Richtungen (rechts und links). Der sechskantige Stiel ist oben gestuft und der Volldorn schließt mit einer Kugel ab. Der Bart ist gerahmt, mit Kreuzeinschnitt und wulstigem Steg.
Für einen fast identischen Schlüssel, s. in den Sammlungen des LWL-Museums für Kunst und Kultur (Münster) und einen früheren, sehr ähnlichen Schlüssel, s. in den Sammlungen des Historischen Museums Basel. Für weitere Beispiele von Kammerherrenschlüsseln aus dem 18. und 19. Jahrhundert s. Lecoq, 1973, T. LXXV.
Der Schlüssel war immer ein Symbol von Eigentum und Macht. Der Schlüssel des Kammerherrn war ein hochrangiges Zeichen der Würde am Hofe. Diese Schlüssel wurden im 18. Und 19. Jahrhundert ehrenamtlich vergeben. Kammerherrenschlüssel wurden zusammen mit der Uniform des Kammerherrn an einem Portepee getragen. Solche Schlüssel waren meist mit dem Wappen und dem Monogramm des Herren geschmückt.
Kammerherren wurden seit dem Hochmittelalter ernannt. Bei Hofe gab es üblicherweise vier Hofämter: der Marschall (Stallmeister), der Mundschenk (Aufseher der Versorgung mit Wein), der Kammerherr (Schatzmeister) und der Truchsess (Vorsteher der Hofverwaltung, ursprünglich der fürstlichen Tafel). Der Kammerherr hatte tatsächlich das Recht und die Möglichkeit, das Gemach seines Fürsten zu öffnen. Er verlor seine ursprünglichen Funktionen während des Barocks, behielt aber ehrenamtlich den Titel.
Unter den bekannten Kammerherren des preußischen Hofes ist auch Voltaire zu erwähnen, der 1750 die Stelle eines Kammerherrn in Sanssouci angenommen hat. Diese Position hat Voltaire bis 1753 behalten. Friedrich II. und der französische Philosoph waren in einer engen, schwärmerischen Beziehung verbunden, die allerdings dramatisch beendet wurde.
Literatur
Brückner, Uwe, „Ein herzoglich Nassauscher Kämmererschlüssel“, In: Ordensjournal, Ausgabe 10, Juli 2007, S. 1-13.
Lecoq, Raymond, Serrurerie ancienne : techniques et œuvres, Paris : Gedalge, 1973.
Von Freeden, Max H., „Alte Prunkschlüssel“, S. 7-8 In: Altfränkische Bilder und Wappenkalender, 64. Jahrgang, 1965.