Schokoladenkanne, Silber

Objektnummer: #518

Munich 1745
Meister: Grossauer

Beschauzeichen: Beschauzeichen für München, Münchner Kindl (Rosenberg Nr. 2256)
Meisterzeichen: Monogramm „IG“ im runden Schild für Joseph Grossauer (Frankenburger 1912: 390; Rosenberg Nr. 2293)

Bilder

Detaillierte Informationen

Die vorliegende Münchener Schokoladenkanne wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts hergestellt. Die Kanne steht auf einem hohen, runden und flachen Fuß. Der birnenförmige Korpus ist mit gedrehten Zügen dekoriert. Der angesetzte, gegossene Ausguss hat einen Klappdeckelverschluss. Der runde, gewölbte Scharnierdeckel ist mit godronierten, gedrehten Zügen dekoriert. Er hat einen gegossenen, kugelförmigen, abschraubbaren Knauf. Der Ohrenhenkel aus Ebenholz ist seitlich angebracht und mit Voluten verziert und hat eine Daumenauflage.

Das Trinken von Schokolade wurde in Europa circa Ende des 17. Jahrhunderts etabliert. Im 17. Jahrhundert wird Kakao, genauso wie Tee und Kaffee, fast ausschließlich als Medizin von Ärzten verschrieben und in Apotheken gehandelt. Diese drei, neuen Heißgetränke hatten aber Anfang des 18. Jahrhunderts den Kontinent – durch die europäischen Höfe und das Bürgertum – erobert.
Das warme Getränk wurde aus einer Mischung von Kakao, Zucker und Wasser vorbereitet. Das Schokoladegetränk war aufgrund der kostbaren Primärmaterialen teuer. Um die Schokolade zu genießen und gleichzeitig den herausgehobenen oder auch adligen Familienstand zu zeigen wurden wertvolle Schokoladenservice aus Silber und Porzellan erworben.
Die Schokoladenkannen haben einen abschraubaren Knopf, um durch die Öffnung einen Quirl einsetzen zu können. Der Kakao ließ sich damals nur schaumig aufgerührt trinken.

Meister: Joseph Grossauer wurde in Wien geboren. Sein Vater war ein Eisenhammerschmied. Grossauer hat in Wien bei dem Meister Mathes Franz gelernt. Er heiratete Maria, Tochter des Goldschmiedes Franz Benedikt Leismüller, in München und wurde 1717 dort als Meister aufgenommen. Joseph Grossauer wird in späteren Jahren auch als Hofgoldschmied bezeichnet. Grossauer beschäftigte eine große Anzahl von Lehrlingen. Im Jahr 1755 ist Grossauer gestorben (Frankenburger 1912: 390-2).

Außer seinen weltlichen Werken sind viele kirchliche Arbeiten von Grossauer in bedeutenden Kirchen und Museen in München und Bayern erhalten.

Literatur:
Frankenburger, Max, Die Alt-Münchner Goldschmiede und Ihre Kunst, München: F. Bruckmann A.-G., [1912]
Remky, K. & Schäffer, G., Die Ernüchterung des Abendlandes: Kaffee und Tee erobern Europa, Kat. Ausst. 04.12.2010-20.03.2011, Aachen: Couven-Museum, 2010
Rosenberg, M., 1925, Der Goldschmiede Merkzeichen. Dritte, erweiterte und illustrierte Auflage, 3. Band/Deutschland N-Z, Frankfurt am Main: Frankfurter Verlags-Anstalt A.-G.